Neuscharfeneck


Die Burg Neuscharfeneck ist mit einer Ausdehnung von 150 auf 60 Metern eine der größten Burgen der Pfalz. Ihre Schildmauer mit einer Länge von 60 Metern, einer Höhe von 20 Metern und einer Breite von 12 Metern zählt zu den größten ihrer Art in Südwestdeutschland. Die Schildmauer verfügt über Kasematten zum Einsatz von Geschützen. Der hinter der Schildmauer anschließende Wohnbau (Palas) mit seinem Giebel und den Standerkern stammt aus dem 15. und 16. Jh. Und weist Merkmale der Gotik und der Renaissance auf. Er beherbergte einen großen Rittersaal sowie die Wohn- und Schlafräume für die Familie des Burgherrn, sein Verwaltungspersonal und Leibgesinde. Von der Burganlage des 13. Jahrhunderts, die vor allem auf dem Zentralfelsen stand, hat sich durch die umfangreiche Umbauten des Spätmittelalters nichts mehr erhalten. Die großräumige Vorburg im Westen diente vornehmlich als Wirtschaftsbereich mit Stallungen, Schmiede, Backhaus und Zeughaus. Die Burg war von einer Ringmauer vollkommen umschlossen. Die Burg verfügte zur Wasserversorgung über eine Quellwasserleitung mit Burgbrunnen, einen in den Fels gehauenen Brunnen von ehemals 80 Metern Tiefe sowie über vier Zisternenbecken im inneren Burghof.

Geschichtliches zur Burg Neuscharfeneck

Das genaue Erbauungsdatum der Burg ist unbekannt. Sie wurde wohl in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts durch die Herren von Scharfeneck errichtet. Dieses Geschlecht ist eine Seitenlinie der Ritter von Scharfenberg, die auf der gleichnamigen Burg lebten, die im Volksmund "Münz" genannt wurde, und um 1212 schon die Burg Altscharfeneck bei Frankweiler errichtet hatten. Dieses Geschlecht der Scharfenecker starb um die Mitte des 13. Jahrhunderts aus und wurde durch Johann von Scharfeneck-Metz beerbt. Die Familie blieb im Besitz der Burg Neuscharfeneck bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1416. Die Burg fiel an Kurpfalz, das sie weiterverlehnte. 1469 übernahm Kurfürst Friedrich I. der Siegreiche die Burg aber dann in seinen Eigenbesitz und ließ sie zu einer modernen Anlage mit starken Befestigungen und repräsentativen Wohnbauten ausbauen. In diesen Jahren erhielt die Burg im Wesentlichen ihre heutige Gestalt mit der mächtigen Schildmauer, dem großen Wohnbau und der Vorburg. 1477 übernahm sein Sohn Ludwig, der in der Kurlinie nicht erbberechtigt war, die Burg. Er nannte sich Ludwig I., Herr von Scharfeneck und ab 1488 auch noch Graf von Löwenstein. Die Burg blieb in der Folgezeit im Besitz der Grafen von Löwenstein-Scharfeneck. Im Bauernkrieg 1525 konnten die aufrührerischen Bauernhaufen die schlecht verteidigte Burg einnehmen und zerstören. Der Wiederaufbau erfolgte bis 1530. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Burg noch einmal ausgebaut und die Wohnräume prächtiger ausgestattet. Die Burg war auch Amtssitz der Herrschaft Scharfeneck, zu dem einige Dörfer in der näheren Umgebung gehörten. Wie das genaue Datum der Entstehung ist auch der Zeitpunkt der Zerstörung der Burg nicht bekannt. Sie wurde im Dreißigjährigen Krieg "mit Pulver in die Luft geschickt". Dies soll entweder 1629 oder 1633 geschehen sein. Der Amtssitz der Herrschaft Scharfeneck wurde nach Albersweiler St. Johann verlegt, die Burg blieb Ruine und diente als Stenbruch. Mitte des 19. Jahrhunderts griffen erste Erhaltungsmaßnahmen auf der Burg, seit 1971 kümmert sich der Scharfeneckverein um die Unterhaltung der Ruine.